· 

Nähst Du mir eine Hülle für mein Tablet?

Hellblaues Leder und Rot

copyright www.birthe.eu Birthe Sülwald TabletHülle

Ich hätte gern etwas aus Leder

Diese Anfrage erreichte mich schon vor einiger Zeit. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es sein kann Leder in richtiger Größe und schönem Farbton zu finden. Glücklicherweise kannte ich einen Hinterhof-Laden, der Reste kostengünstig abgibt. Wer selbst auf Ledersuche für Kleinstprojekte ist: Buchbindereien, Schuster und Polsterer können eine gute Anlaufstelle sein. Oder Spezial-Läden, die zum Beispiel Lenkräder für Autos in Handarbeit herstellen etc. Einfach mal höflich anfragen, ob Reste käuflich zu erwerben sind.

 

Nicht enttäuscht sein: die Farbauswahl ist meist gering. Mein Tip lautet: nicht groß wählerisch sein. Ist das Leder leicht verschmutzt nicht gleich ärgern: Leder kann mit Wasser und Seife gewaschen werden, also ist Staub kein Problem. Schmiere oder Edding, Kugelschreiber oder Kleber ist da schon problematischer, kann aber vielleicht nach innen gelegt werden. Ist Leder ausgeblichen, dann unwiderruflich. Das kann trotzdem sehr gut aussehen, denn durch klugen Zuschnitt kann auch dies bewußt als Stilmittel eingesetzt werden.

 

Dieser hellblaue Rest ist nur leicht verschmutzt, Schreibspuren und Löcher befinden sich am Rand, die werden sowieso abgeschnitten. Der hellblaue Ton gefällt und die Größe sollte passen. Also los!

 

copyright www.birthe.eu Birthe Sülwald Lederverarbeitung

und so ganz schlicht

Schlicht ist gut. Schlicht klingt einfach. In der Herstellung erfordern schlichte Dinge Perfektionismus, denn sie wirken nur, wenn sie perfekt sind. In diesem Fall bedeutet das: Millimeter-genaues Arbeiten, Paßgenauigkeit und ein ausgeklügelter Verschluß. Wobei nicht der Verschluß die Herausforderung ist, sondern in unserem Falle die Befestigung des relativ dicken Gummibandes (2 mm Durchmesser), das sich leider nicht einfach übernähen läßt, jedenfalls nicht auf Leder. Dieses Gummiband soll halten und das Leder darf nicht einreißen.

Start - Nichts geht ohne Muster

copyright www.birthe.eu Birthe Sülwald Leder

Leder-Nadel einspannen und testen ob die Nähmaschine das Leder näht. Dazu eine kleine Ecke abschneiden.

Ich wähle eine große Stichlänge, weil der Transporteur meiner Nähmaschine das Leder nicht so durchflutschen läßt. Das Leder bremst ein wenig.

Vor dem Zuschnitt überlege ich die Befestigung des Gummibandes, das bei einfacher Naht nicht halten will. Ich nähe das Gummiband schließlich mit einem Zickzack-Stich an einem extra Stück Leder fest- so ist die Naht für die Befestigung des Gummibandes Außen nicht sichtbar.

 

Zuschnitt Leder

Metall-Lineal

Roll-Cutter

Schneid-Unterlage

Geo-Dreieck

Schneiderkreide

 

Mit diesen Utensilien schneide ich Millimeter-genau zu.

 

Ich benutze Schneiderkreide, falls ich mich doch versehen sollte. Und so sind später keine Stift-Spuren an den Kanten zu sehen. Die Schneiderkreide benutze ich für die Markierung. Bevor ich mit dem Rollmesser schneide messe ich erneut Millimeter-genau nach.

 

Natürlich kann man das Leder auch mit der Schere schneiden. Allerdings wird es bei mir dann nicht so perfekt gerade, es hat dann immer minimale Dellen und das gefällt mir nicht.

 

Maße Nahtzugabe

Dieses Tablet hat die Maße 13,5 cm x 20,5 cm und eine Höhe von 6,5 Millimetern. Wie hoch ist die Nahtzugabe? Wie berechne ich diese?

 

Ich steppe Füßchenbreit ab, das bedeutet 7 mm - das ist am einfachsten zu nähen. (Ich messe das immer wieder nach, vielleicht gibt es da ja auch Ausnahmen...)

 

Das Tablet ist zwar sehr dünn, aber es ist nicht so dünn wie Papier, die Höhe wird deshalb mit eingerechnet.

Höhe 6,5 mm geteilt durch 2 (denn ich habe zwei Lagen Leder/ oben und unten) = 3,25 mm

 

Das bedeutet für unsere Nahtzugabe:

7 mm Füßchenbreites Absteppen plus 3,25 mm für die Höhe auf jeder Seite ergibt

= 1cm Nahtzugabe rundherum

 

Damit keine Krümel in die Hülle gelangen schneide ich eine Bahn länger zu, diese kann ich dann umklappen.

 

Das bedeutet für diesen Zuschnitt: 15,5 cm x 21,5 cm und 15,5 cm x 28 cm.

 

Gummiband unsichtbar eingenäht

Für das unsichtbare Festnähen des relativ dicken Gummibandes (2mm) benötige ich eine Hilfskontruktion, die später im Inneren der Hülle verschwindet.

 

Ich nehme einen 3 cm breiten Streifen Leder. Mit der Lochzange mache in 2 Löcher, 1 cm Abstand und ziehe das Gummiband durch. die Enden des Gummibandes nähe ich mit Zickzack-Stich fest. Weil man dieses Gummiband schlecht mit der Nadel fixieren kann, wird es wie auch das Leder mit Washi-Tape etc. fixiert.

 

Die Länge des Gummibandes ermittle ich, nachdem ich eine Seite festgenäht habe. Die Länge des Bandes ermittle ich direkt am Gerät. Ich mag es nicht, wenn das Gummiband zu fest ist. Es sollte nur etwas fester als die tatsächliche Länge sein, dann spannt es nicht unnötig.

 

Ist die Länge ermittelt, wird auch das 2. Ende des Gummibandes festgenäht. Diese kleine Hilfskonstruktion wird nun an das untere Ende der Tasche mittig platziert.

 

Nun können die beiden Leder-Lagen vernäht werden. Dabei wird unsere kleine Hilfskontruktion mit festgenäht. So kann das Gummiband kann nicht verrutschen oder sich lösen und das Leder kann nicht einreißen. Das Gummiband ist von Außen unsichtbar und fest eingenäht.

Besonderheiten/ Tricks

Leder ist wie Papier: wenn Leder ein Loch hat, dann ist das Loch im Leder. Deshalb sollte man sich nicht vernähen.

 

Je häufiger über eine Stelle genäht wird, desto leichter reißt diese Stelle, denn sie ist dann ja wie perforiert. Wie bei einer Briefmarke läßt es sich dann gut reißen. Aus diesem Grund nähe ich nicht vor- und zurück wie bei Stoff, sondern ich verknote per Hand Anfang und Ende der Fäden. Mit einer feinen Nadel ziehe ich die Fäden nach innen und schneide sie erst dann ab.

 

Aus diesem Grund habe ich auch die kleine Hilfskonstruktion für das Gummiband gewählt- Hätte ich einfach häufig vor- und zurück genäht wäre das Leder ruiniert gewesen. (Bei flachen Gummibändern ist das natürlich anders, da hätte ich einfach drüber nähen können.)

 

Auch Stecknadeln machen Löcher in Leder. Dehalb habe ich Washi-Tape benutzt, das man mittlerweile sogar im Drugstore kaufen kann. Es läßt sich reißen, ist dünn und hinterläßt keine Spuren. Ich finde das praktisch und nutze es auch gerne für Markierungen an meiner Nähmaschine. Das Washi-Tape wird jeweils kurz vorher entfernt. Es dient nur der kurzfristigen Fixierung.

 

Für das Nähen des Gummibandes habe ich einen Fuß ausgewählt, der auf der Rückseite eine Aussparung hat. So läßt es sich einfacher nähen.

 

Dünnes weiches Leder kann mit einer Ledernadel problemlos mit der Haushalts- Nähmaschine genäht werden. Dickes Leder, wie es zum Beispiel für Gürtel oder Handtaschen-Gurte verwendet wird, vertragen Haushaltsnähmaschinen nicht so gut. Die Überlegung lautet immer:

Wieviel Lagen Leder muß ich maximal nähen? Es ist ja selten nur 1 einzige Lage Leder. Ich habe schon Manches zum Schuster gebracht, der hat die richtigen Maschinen und die nötige Erfahrung.

 

copyright www.birthe.eu Birthe Sülwald LederHülle

Viel Freude!


Navigation: In der Fußzeile befindet sich die Sitemap. In der Sitemap sind alle Beiträge chronologisch aufgeführt.

Neu: Birthe`s Blog ist jetzt Startseite von birthe.eu. Der Himmel-Button navigiert zu Birthe´s Blog.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0