Selbstgestricktes für Püppchen VII.

Ich habe "Verkürzte Reihen" für mich entdeckt und bin von dieser Stricktechnik ganz begeistert. Ein Mäntelchen wird in einem Stück gestrickt. Nur die Ärmel werden an der Unterseite zusammen genäht, fertig!

 

Mit Hilfe von Papier und meiner Puppe erstelle ich einen Papierschnitt. Mit Hilfe der Maschenprobe berechne ich die Maschenanzahl. Mit meinem aufgemalten "Strick-Schema" begreife ich diese Technik, die ganz simpel ist.

 

Ich bin ziemlich stolz: meine Berechnungen scheinen zu stimmen, der Mantel paßt und gefällt mir schon jetzt sehr gut.

 

Hier beschreibe ich meine Vorgehensweise: von der Idee einen Mäntelchens, über einen selbst angefertigten Schnitt hin zum fertigen Modell.

 

Das gute beim Stricken mit Verkürzten Reihen: Alles wird aus einem Stück gestrickt. Es wird generell quer gestrickt, das bedeutet mit der Knopfleiste vorne wird quer begonnen.

 

Bei der Überlegung für die Schnitterstellung gilt deswegen: Das Grundmodell liegt wie eine Decke um die Puppe herum, vorne mittig ist die Öffnung.

 

Papier ist preiswert, Papier kann man schnell schneiden und man kann es um die Puppe herum legen und testen, wie breit/weit der Ärmel und der Mantel werden soll.

Bei einem so kleinen Modell geht das dünne Recycling-Papier nicht kaputt, selbst wenn es geknittert und leicht verformt wird.

 

Es beginnt ganz banal. Erst male ich um die Puppe herum, überlege wie eng oder weit der Mantel anliegen soll und male und schneide Varianten aus. Mit Hilfe des Maßbandes ermittle ich den Umfang des Halses, des Saumes, der Ärmel und passe meine Messungen an das Papiermodell solange an, bis ich zufrieden bin.

 

Das ist mein aufgeklappter Papier-Schnitt. So wird später gestrickt. Um heraus zu finden wieviele Maschen ich stricken soll und wo ich die verkürzten Reihen anwende, muß ich messen und rechnen.

 

Meine Maße in Zentimeter-Angaben notiere ich mir auf dem kleinen Schnittmuster. Sie sind je nach Püppchen verschieden. Dieser Mantel paßt zum Beispiel für ein Annedore Krebs-Püppchen. Meine anderen Püppchen haben kürzere Ärmchen.

 

Die rosa-farbenen eingezeichneten Bögen sind Punkte, an denen meine "Verkürzten Reihen" vermutlich enden werden. Denn oben hin zum Hals ist es ganz eng (=wenige Maschen), unten am Saum ist es sehr weit (=viele Maschen).

 

Maschenproben sind zeitaufwendig, aber für ein gutes Ergebnis kommt man nicht umhin. Ich nutze 4fädiges Sockengarn und eine 2,5 mm Nadel für die Puppenkleidung. Bei meinen anderen Anleitungen habe ich teilweise sogar eine 2 mm Nadel verwendet.

 

Da ich das mit den Verkürzten Reihen noch üben muß, nutze ich die Maschenprobe im Anschluß gleich als Übungs-Strickstück: Dreiecke werden ohne Abnahmen geformt, nur mit "verkürzten" Reihen. Eigentlich alles ganz einfach.

 

Meine Maschenprobe ergibt:

10 cm Breite = 32 Maschen

 

So kann ich die anderen Maße von meinem Papierschnitt mittels Dreisatz ausrechnen:

8 cm = 26 M

7 cm = 22 M

1,5 cm = 5 M

4,5 cm = 14 M

5 cm = 16 M

 

Ich brauche immer eine Zeichnung. Ich muß erst alles begreifen und kapieren, erst dann kann ich loslegen. Also male ich mit diversen Farben, rechne, male, zerreiße Blödsinn und fange erneut an. Mit meinem gemalten Strickschema behalte ich selbst den Überblick, weiß wo ich gerade bin, kann Änderungen einpflegen. Jeder macht das auf seine eigene Art und Weise.

 

Meine Strickbücher helfen mir, denn ich vergesse zwischendurch wie ich zum Beispiel "rechts Maschen aufnehmen" und andere Dinge stridken soll. Ich muß zwar einige Grundtechniken immer wieder nachlesen, aber dazu sind Bücher und Anleitungen ja auch da. Und beim Stöbern in meinen Strickbüchern entdecke ich dann plötzlich neue Techniken, einen neuen Anschlag und vieles mehr, was mich wieder auf neue Ideen bringt. Und diese neuen Ideen geben mir Energie.

 

So wird gestrickt. Rechts wird begonnen, über die Ärmel gestrickt, dann die Rückseite, zweiter Ärmel, andere Vorderseite, fertig. Im Grunde genommen ist es egal ob links oder rechts herum, einmal 180 Grad stricken.

 

Weil ich mir die verkürzten Reihen anfangs nicht vorstellen konnte, habe ich diese blauen Striche gemalt. So ist für mich erkennbar, wann ich wieviele Maschen stricken muß und wie mein Rapport in welchem Stadium aussieht. Außerdem begreife/ sehe ich so besser, auf welcher Höhe zu welchem Zeitpunkt wieviele Maschen gestrickt sind: Unten am Saum werden bei einem Rapport 6 Maschen gestrickt, während ganz oben am Hals nur 2 Maschen gestrickt wurden. Das ist wichtig für die Überprüfung meines Schnittes.

 

Auch weiß ich nun besser, wo ich meine Markierungen setzen muß. Dazu nutze ich Wollfäden, die lose als Öse zwischen den Maschen auf der Stricknadel liegen und immer mit übernommen werden. Quasi ein Stopschild: "Halt, hier wieder zurück stricken".

 

Rechts unten wird begonnen. Zuerst wird die vordere Knopfleiste gestrickt.

• 26 Maschen aufnehmen, ich verwende elastische Maschen, einen sogenannten "Norwegischen Sockenanschlag" oder auch "verschränkter deutscher Anschlag".
• Vordere Knopfleiste stricken, 4 Reihen (=2x Hin und Her)
• Beginn verkürzte Reihen "Rapport Vorderseite"
• nach ca. 4 cm (gemessen wird in der Mitte der Arbeit/ bis zur Seite der Puppe) "Zwischenrapport" für die Seite stricken. Der Arbeitsfaden ist jetzt am Saum.
• Beginn Ärmel: Dafür 16 Maschen von der Saumkannte aus gezählt auf eine Hilfsnadel legen. Mit der Arbeitsnadel, die jetzt links liegt, 5 Maschen für den Ärmel neu aufnehmen, und zwar rechts neben die alten Maschen. 4 Reihen kraus rechts stricken, dann mit dem "Ärmel-Rapport" beginnen.
• Ist der Ärmel fertig gestrickt (nach ca. 3,5 cm), dann können die Maschen der Hilfsnadel wieder mitaufgenommen werden und es wird über die ganze Breite hin- und hergestrickt, bis der Arbeitsfaden wieder am Saum liegt.
• Auf der Vorderseite haben wir mit dem Zwischenrapport zuletzt mit 10 verkürzten M aufgehört, nach dem Ärmel haben wir über die ganze Breite gestrickt. Nun können wir mit dem Rapport Rückseite wieder mit 10 M beginnen: "Rapport Rückseite" stricken.
• Ärmel
• Zwischenrapport
• Vorderteil

 

Für alle Rapporte gilt: Begonnen wird immer unten am Saum.

 

Rapport Vorderseite

16 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

22 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

26 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

 

Zwischenrapport

(Weil mein Mantel etwas zu gerade an den Seiten wird, stricke ich einen kleinen Zwischenrapport ein.)

10 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

16 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

10 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

 

Rapport Rückseite

10 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

16 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

22 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

26 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

 

Rapport Ärmel

5 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

11 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

15 M stricken, Arbeit wenden, erste M abheben, Faden anziehen, zurück stricken.

 

Ich habe vermutlich beim Abketten des ersten Ärmels eine Masche verloren. Nach dem Stricken des zweiten Ärmels achte ich darauf, daß wieder 26 Maschen auf der Nadel liegen. Es fällt zwar nicht auf, aber ich ärgere und wundere mich trotzdem.

Also als Tip fürs nächste Mal: häufiger nachzählen.

 

Bei den verkürzten Reihen wird die Reihe nicht zu Ende gestrickt, sondern es wird mitten in der Reihe aufgehört, die Arbeit wird gewendet und die Reihe wird wieder zurück gestrickt.

 

Ich verwende als Markierung verknotete Fäden, die ich in jeder Reihe übernehme. Die kleine Faden-Markierung hängt lose auf der Nadel und ist sofort sichtbar. Gut für mich, ich vergesse manchmal schon innerhalb einer Reihe was ich gestrickt habe...

 

Mein Papiermodell hilft mir die Größe zu überprüfen. Habe ich richtig gerechnet? Zusätzlich hilft mir mein Püppchen: sitzt der Mantel und gefällt mir der Schnitt?

 

Dieser Blogbeitrag ist aufwendiger als das ganze Schnittmuster plus Stricken. Hätte ich das vorher gewußt...

 

Meine Zeichnungen sehen immer chaotisch aus: ich brauche sie um mich später zu erinnern. Denn dieser gut sitzende Mantel kann variiert werden:

als Weste, als kurze Jacke, ohne Knopfleiste (dann überlappt der Mantel vorne nicht) etc.

 

Außerdem pflege ich alle Gedanken, Änderungen Abweichungen ein. So habe ich zwischendurch eine Masche verloren und bin irritiert. Ich löse dieses "Problem", indem ich nach dem Abketten des zweiten Ärmels eine Masche stehen lasse und so wieder auf meine 26 Anfangsmaschen komme. Vermutlich habe ich bei meinem ersten Ärmel eine Masche zuviel abgekettet und es nicht bemerkt.

 

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